Rezension
Buchdetails
Autor/in: Ann A. McDonald
Titel: Die Schule der Nacht
Verlag: Penhaligon
Genre: Mystery
Format: gebundenes Buch mit Schutzumschlag
Seiten: 448
„Du kannst dich nicht für immer vor der Wahrheit verstecken. Bitte komm zurück, und bring alles zu einem guten Ende.“
Alles beginnt
mit einem mysteriösen Päckchen, dass an Cassandra Blackwells Mutter
Joanna adressiert ist und erst Jahre später den Weg zu Cassie
gefunden hat.
Darin liegt
diese Nachricht, ein Foto ihrer verstorbenen Mutter und die schwarze
Robe der Oxford University.
Cassie, die bis
dahin nichts über das frühere Studentenleben ihrer Mutter gewusst
hat, folgt dem Ruf und schreibt sich, wie ihre Mutter, am Raleigh
College ein. Nach und nach setzt sie die Puzzlestücke ihrer
Vergangenheit zusammen, entdeckt damit eine geheime Gesellschaft, die
sich „Die Schule der Nacht“ nennt und begibt sich damit aber in
größere Gefahr, als sie ahnt.
Hinter Ann
A. McDonald steckt ein Pseudonym. Es ist nicht ihr erstes Buch,
welches sie geschrieben hat. Unter dem Namen Abby McDonald schrieb
sie schon mehrere Bücher, in denen es um Liebe und das
Studentenleben geht. Allerdings für ein eher jüngeres Publikum.
Mit diesem
Buch wagt sie sich erstmals in das Mystery Genre vor.
Cassandra, oder
auch Cassie, wie sie genannt wird, ist aufgrund ihrer Kindheit, ein
sehr verschlossener Charakter. Sie versucht niemanden an sich heran zu
lassen, blockt die Avancen von Charlie, dem sie mehrmals begegnet ab.
Und auch die Freundschaft zu Evie, ihrer Mitbewohnerin im College,
hält sie anfangs eher oberflächlich. Dass sie sich den Zugang zum
Austauschprogramm nur erschlichen hat, soll schließlich niemand
wissen. Erst nach und nach erfährt man mittels
Erinnerungsrückblenden mehr über Cassies Vergangenheit. Das ist
wichtig, um zu verstehen, warum Cassie so abweisend zu ihren
Mitmenschen ist.
Darum schreitet
das erste Drittel des Buches nur gemächlich voran, was mir im
Nachhinein ganz gut gefällt, da ich mich so besser auf die einzelnen
Charaktere einlassen konnte, denen Cassie begegnet. Die Autorin
schafft es durch ihren bildhaften Schreibstil wunderbar, den Leser in
die mystische Atmosphäre des Buches hineinzuziehen, ohne dabei jedoch
abzuschweifen. Ich konnte dem Handlungsstrang daher leicht folgen.
Hier eine
schöne Textstelle:
„Sie war tief in die Theorien der mikroökonomischen Präferenzen versunken, als jemand an den Nebentisch trat; es war der Bibliotheksangestellte aus der Radcliffe Camera, erkannte Cassie, mit den aus der Stirn gegelten Haaren und der schwarzen, jetzt leicht beschlagenen Hornbrille. Er streifte den dicken Wintermantel ab, hängte ihn über einen Stuhl und verstreute Zeichenblöcke und Stifte über den Tisch, um sein Territorium zu markieren, bevor er zur Cafétheke am anderen Ende des Raumes aufbrach. Cassie sann kurz über die Ironie dabei nach: dass er seinen Job zwischen den Bücherregalen in der Bibliothek verließ, nur um hierherzukommen, wo er wieder von Büchern umgeben war. Aber das war wohl Oxford, nahm sie an: Heimat aller Bibliophilen. Mehrere Male hatte sie in der Radcliffe Camera beobachtet, wie Menschen beim Lesen ihr Gesicht über die Seiten eines alten Buches gebeugt und tief eingeatmet hatten, fast als würden sie beten. Menschen, die mit der sterilen Berührung eines glatten Bildschirms ebenso wenig anfangen konnten wie mit einem elektronischen Buch, das mit einem Knopfdruck gekauft und genauso leicht wieder gelöscht werden konnte.“
Der Leser
bekommt so, einen guten Einblick in das Leben an der
Raleigh-Universität. Cassie konzentriert sich anfangs darauf mit den
anderen Kommilitonen mitzuhalten, was leichter gedacht war, als es
ist.
Ab Kapitel 12
nimmt die Handlung nun Fahrt auf.
Während des
Philosophie-Tutoriums geraten Cassie und Sebastian, ein Kommilitone, aneinander, was
nicht ohne Folgen bleibt.
Ab hier tritt
Cassie aus ihrer passiven Rolle heraus und die Ereignisse beginnen
sich zu überschlagen.
Zartbesaiteten Lesern sei angeraten, sich gut zu überlegen, ob sie nun weiterlesen möchten, denn es werden Themen aufgegriffen, wie Vergewaltigung und Suizid.
Zartbesaiteten Lesern sei angeraten, sich gut zu überlegen, ob sie nun weiterlesen möchten, denn es werden Themen aufgegriffen, wie Vergewaltigung und Suizid.
Auf den näheren
Handlungsverlauf möchte ich nicht weiter eingehen, um nicht zu viel zu verraten.
Der Großteil
des Buches ist dem Krimigenre zuzuordnen, welcher dann in den
Mystery-Bereich wechselt. Dies geschieht an sehr später Stelle und
hätte ich mir schon früher gewünscht, zumal das Buch mit dem
Epilog beginnt und mich von Anfang an gefesselt hat. Umso härter
fühlen sich die Übergänge an: vom Epilog zur Einleitung mit
Hauptteil und dann zum Ende.
Den Epilog
finde ich im Nachhinein auch verwirrend.
Wie die Autorin
die einzelnen Charaktere in die Geschichte eingebaut hat, finde ich
einerseits gut, denn dadurch, dass keinem Nebencharakter übermäßig
viel Aufmerksamkeit gewidmet wird, bleibt viel Raum zum spekulieren,
welche Rolle sie letztendlich im späteren Handlungsstrang einnehmen
werden. Andererseits hätte ich mir doch mehr Tiefe gewünscht.
Fazit:
Nach dem ersten
Drittel ein richtiger Pageturner über eine Geheimgesellschaft und
eine junge Frau auf der Suche nach ihrer Identität. Ich würde mich
freuen, wenn Ann A. McDonald da nachlegt.